Montag, 10. Oktober 2011

Madame Lagarde

Zum Spiegel-Gespräch
„Wir stehen alle auf dem Prüfstand“

(müsste die Spiegel-Ausgabe vom 14.2.2011 gewesen sein)
mit der damaligen Französischen Wirtschaftsministerin "Madame Lagarde"

 - Die Dame ist zwar mittlerweile aufgestiegen, hat aber nicht erkennbar dazu gelernt -

Das eine französische Finanzministerin wichtige wirtschaftliche Entwicklungen anzureißen weis ist fein. Schön auch, das ein Kristina Schröder Unterricht bei Madame Lagarde nimmt (die sollte wirklich mal etwas lernen).
 Leider ist bei den europäischen Zauberlehrlingen in gehobener Position eine immer gleiche Strategie erkennbar: das Hantieren mit inhaltsleeren, flachen Begrifflichkeiten um dem Publikum eine - nicht vorhandene - Sinnhaftigkeit für die Allgemeinheit vorzugaukeln.
Dahinter erkennbar ist nur eine Rat- und Planlosigkeit, die vagabundierenden Kapitalströmen weiterhin jede Freiheit lässt. Die Präsentation von Pennälerwissen um das Wort Solidarität ist an Peinlichkeit kaum überbietbar solange die „Gemeinschaft in der Not“ in Realität nur zur erkennbaren Kumpanei mit dem Finanzwesen dient.
Wenn Madame Lagarde „die Leute“ weiterhin nur mit schalen Weisheiten versorgt könnte die, von ihr eh befürchtete, Verärgerung ungeahnte Ausmaße annehmen. Beneidenswert sind die Franzosen allein darum, weil ihnen der Weg in den wirtschaftlichen Abgrund wenigstens von einer gutaussehenden  Dame bereitet wird.

P.S.
In Ihrer neuen Position darf sie nun nicht mehr nur den Franzosen die Wege zum Abgrund schmackhaft reden.

"Gott ist nicht Politiker"

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-77855793.html


Leserbrief zum Artikel von Dirk Kurbjuweit (obiger Link sollte funktionieren)
"Gott ist nicht Politiker"

Die geforderte Trennung von Religion und Staat ist lange überfällig.
Dogmen können die poltische Willensbildung nicht ersetzen.
Schön wäre es, wenn rousseausche Idealisierungen sich in
"real existierenden" Demokratien auffinden ließen.
Die Anerkennung der Deutungshoheit moderner, parteipolitischer
Priesterkasten entmündigt den angeblichen Souverän und
degradiert ihn zum analphabetischen Legitimationsstifter klar
erkennbarer Einzelinteressen.
Die idealisierende Darstellung eines nicht realisierten Gemeinwillen
produziert uniformierte Gläubige die sich willig in erdölfördernden Regionen
missbrauchen lassen.
Demokratie kann nicht aus der Anbetung goldener Kälber bestehen.

Die Grenzen der Altersweisheit

Zur Rede von Helmut Schmidt am 11.1.2011 auf der Jubiläumsfeier zum 100. Geburtstag der Max-Planck-Gesellschaft.


Helmut hat sich, schon vor ein paar Jahren und natürlich nur in meinen Augen, in Grenzen rehabilitiert.
Nachdem ich ihn lange für ein normal-machtgeiles-kleines-Arschloch hielt, sehe ich ihn heute
als uneitlen Denker mit beachtlichem, aber leider nicht grenzenlosem Überblick.

In seiner Rede beschäftigt er sich mit vielen wesentlichen Problemen im Heute und in der Zukunft. Das in einer Weise die, angesichts der Kaste der er entstammt, nur defätistisch zu nennen ist: fein Helmut.
Leider gelingt es ihm nicht alle Grenzen seiner Herkunft zur Debatte zu stellen. An einer schlechten Sozialisation hat man halt lange zu knapsen: wir hatten es alle nicht immer ganz leicht.
Zwar erkennt er die nicht existente, verbindliche Ordnung der Weltmärkte – rechnet auch mit weiteren Wirtschaftskrisen – ist aber blind für die tieferen Ursachen.
Er fordert: „... eine Erforschung der religiösen, der philosophischen und der ethisch- moralischen Gemeinsamkeiten“ der Menschheit. Dabei macht ihn seine Sichtweise der Wissenschaft als „…der sozialen Verantwortung verpflichteten Erkenntnissuche!“ unfähig
die realen Antriebskräfte des wissenschaftlichen Betriebes zu entdecken.
Er enttarnt sich als Idealist.
Er glaubt noch immer an den Scheiß den er lange zu verantworten hatte.
Er ist ein Gläubiger: das behindert Denken.

Zügig rennt er in die Sackgasse „des ökonomischen Wachstums“ und verwechselt Fortschritt
mit Zivilisationstechnologie.
Zwar entdeckt er in der Wissenschaft der Ökonomie die Zuchtanstalt „bonifikationsgeiler Investmentbanker“, übersieht jedoch wie weit dieses Religionsderivat bereits in jeden Winkel dieser Welt gekrochen ist.
Zwar entdeckt er die Visionsfreiheit der Wissenschaft auf dem Gebiet gesellschaftlicher Konstruktionen, offenbart aber gleichzeitig seine Gläubigkeit an ihre Effizienz.
Er fordert eine Mitverantwortung der Wissenschaft, entdeckt auch die Anwendungsorientierung derselben, übersieht aber gern die ausschließlich wirtschaftliche Ausrichtung. Verwechselt hier also wirtschaftlichen Erfolg mit menschlichem Nutzen.
Einer wirklichen Verantwortung für das Gemeinwohl darf ein solcher Irrtum nicht unterlaufen.
Mensch, Helmut! Deine Altersweisheit ist eine begrenzte.

Wer, außer dem Kapital, hat die die Forderung nach Freiheit und Gleichheit der französischen Revolution (und die ist verdammt lang her) verwirklicht?
Ist Kapitalismus als Antrieb menschlicher Kreativität der Stein der Weisen?
Kann es ein Fortschritt sein, wenn wir Negersklaven durch chinesische Wanderarbeiter ersetzen, damit wir uns einen Arsch anfressen können den wir dann dank Psychopharmaka ignorieren können? Funktioniert menschliche Entwicklung derart?

Wenn es wirklich „um Weitsicht, um Urteilskraft im Blick auf die ungewollten, zugleich aber immer möglichen (in meinen Augen existenten) Folgewirkungen“ geht müssen viele `Goldene Kälber` ab in die Tonne. Frag mal deinen Arzt oder den Apotheker.

Wenn Enzensberger vom “Wasser im Ballsaal“ spricht, hast du wohl schon Gummistiefel an?

Deutsche Professoren

Ein offener Brief an einen deutschen Professor der Staatsrechtslehre.....


Mein lieber Herr Depenheuer

Gestern sah ich Ihren Fernsehbeitrag zum amerikanischen Drohnenkrieg in Pakistan.
(3.2.2011,Das Erste, Kontraste, Drohnenkrieg)
Ich fand ihn umwerfend:
jenseits von (rechts)staatlichen Gesetzen, unter Missachtung des Völkerrechtes halten sie den Mord an einem deutschen Mitbürger in Pakistan für gerechtfertigt:

Zitate Depenheuer:

„Wer in diesen Zeiten nach Waziristan fährt, um sich ausbilden zu lassen oder seine Gebete zu verrichten, der kann sich nicht im Unklaren darüber sein, wie von anderer Seite diese Tatsache gewertet wird... Der geht ein erhebliches Risiko ein, als Feind qualifiziert zu werden."

„Wir sind in einem Koalitionskrieg, doch in Afghanistan. Und da die Frontstellen sowieso nicht an Landesgrenzen halt machen, muss die Bundesregierung auch dafür einstehen, dass so etwas passieren kann und dafür die Verantwortung übernehmen. Sich dann feige wegzudrücken ist keine moralisch gute Position und langfristig auch nicht durchzuhalten.“

Weder sieht die deutsche Rechtssprechung die Todesstrafe vor, noch entspricht eine „Tötung per Fernsteuerung“ in „nicht erklärten Kriegen“ irgendeinem bekannten Recht.
Außer vielleicht dem des „Stärkeren“. Damit haben sie den Weg zurück in steinzeitliche
Betrachtungsweisen zügig (wen nicht sogar „zackig“?) beschritten.
Die Rechtfertigung Ihrer veröffentlichten Meinung beruht einzig und allein auf dem „Zauberwort  Terrorismus“. Für mich ist das eine zutiefst terroristische Ansicht.
Warum haben wir sie studieren lassen?
Ihre „moralisch gute Position“ verachtet jede Vorstellung von „Recht und Gesetz“ als Grundlage menschlichen Zusammenlebens.
Welche Argumente wollen Sie dem Absender einer, an Sie gerichteten, Briefbombe entgegen halten?
Unter Berufung auf das Zauberwort „Staatsterrorismus“ bewegt er sich auf einer Ihrer Denkweise angepassten Ebene.
Wenn in Ihnen das Verlangen nach einer Keule übermächtig kreischt, sollten sie – unter demokratischen Vorzeichen – bedenken dass die dann jedem zusteht.
Das Risiko von Ihnen „als Feind qualifiziert“ zu werden ist mir ein wirkliches Vergnügen.

Arroganz mit Modergeruch

Ich will nicht verschweigen, das ich diese Welt für eine weitgehend dekadente, lächerlichen Zwangsvorstellungen unterworfene, Einrichtung halte. Viele dieser Zwangsvorstellungen werden durch ein Wirtschaftssystem hervorgerufen, das längst aufgehört hat Menschen nützlich zu sein - aber noch immer angebetet wird. Dieses System hält sich, was für mich nicht nachvollziehbar ist, für ein siegreiches Erfolgsmodel. Der, diesem Müllhaufen zwangsläufig anhaftende, Verwesungsgeruch wird von fundamentalistischen Gläubigen gern, aber erfolglos durch Deos unterschiedlicher Geruchsrichtungen bekämpft.
Diesen, eben auch nicht nur geruchlichen, Belästigungen bin ich leider nicht immer gewachsen.

Gewerbliche Lügner oder Zauberlehrlinge?

Seit einiger Zeit gehen mir die, in allen Medien dargeboten, angeblichen Informationen fürchterlich auf die Nerven. Oft langweilen sie mich auch zu Tode.
Da reden immer wieder Menschen die eigentlich nichts ausdrücken wollen, die keinen interessanten Gedanken auf der Pfanne haben - denen es meist um die eher banale Darstellung zeitgeistlicher Irrtümer, geht. Oft gelingt es sogar recht schnell diese Darsteller der Kategorie "gewerbliche Lügner" oder der, nicht minder uninteressanten Gruppe der "Zauberlehrlinge" zuzuordnen. Dabei wird dieser Kaste in öffentlichen Medien, für jeden lächerlichen Furz ein Palast zu beflissener Selbstdarstellung geboten.