Zur Rede von Helmut Schmidt am 11.1.2011 auf der
Jubiläumsfeier zum 100. Geburtstag der Max-Planck-Gesellschaft.
Helmut hat sich, schon vor ein paar Jahren und natürlich nur
in meinen Augen, in Grenzen rehabilitiert.
Nachdem ich ihn lange für ein normal-machtgeiles-kleines-Arschloch
hielt, sehe ich ihn heute
als uneitlen Denker mit beachtlichem, aber leider nicht
grenzenlosem Überblick.
In seiner Rede beschäftigt er sich mit vielen wesentlichen
Problemen im Heute und in der Zukunft. Das in einer Weise die, angesichts der
Kaste der er entstammt, nur defätistisch zu nennen ist: fein Helmut.
Leider gelingt es ihm nicht alle Grenzen seiner Herkunft zur
Debatte zu stellen. An einer schlechten Sozialisation hat man halt lange zu
knapsen: wir hatten es alle nicht immer ganz leicht.
Zwar erkennt er die nicht existente, verbindliche Ordnung
der Weltmärkte – rechnet auch mit weiteren Wirtschaftskrisen – ist aber blind
für die tieferen Ursachen.
Er fordert: „... eine Erforschung der religiösen, der
philosophischen und der ethisch- moralischen Gemeinsamkeiten“ der Menschheit.
Dabei macht ihn seine Sichtweise der Wissenschaft als „…der sozialen
Verantwortung verpflichteten Erkenntnissuche!“ unfähig
die realen Antriebskräfte des wissenschaftlichen Betriebes
zu entdecken.
Er enttarnt sich als Idealist.
Er glaubt noch immer an den Scheiß den er lange zu
verantworten hatte.
Er ist ein Gläubiger: das behindert Denken.
Zügig rennt er in die Sackgasse „des ökonomischen Wachstums“
und verwechselt Fortschritt
mit Zivilisationstechnologie.
Zwar entdeckt er in der Wissenschaft der Ökonomie die
Zuchtanstalt „bonifikationsgeiler Investmentbanker“, übersieht jedoch wie weit
dieses Religionsderivat bereits in jeden Winkel dieser Welt gekrochen ist.
Zwar entdeckt er die Visionsfreiheit der Wissenschaft auf
dem Gebiet gesellschaftlicher Konstruktionen, offenbart aber gleichzeitig seine
Gläubigkeit an ihre Effizienz.
Er fordert eine Mitverantwortung der Wissenschaft, entdeckt
auch die Anwendungsorientierung derselben, übersieht aber gern die
ausschließlich wirtschaftliche Ausrichtung. Verwechselt hier also
wirtschaftlichen Erfolg mit menschlichem Nutzen.
Einer wirklichen Verantwortung für das Gemeinwohl darf ein
solcher Irrtum nicht unterlaufen.
Mensch, Helmut! Deine Altersweisheit ist eine begrenzte.
Wer, außer dem Kapital, hat die die Forderung nach Freiheit
und Gleichheit der französischen Revolution (und die ist verdammt lang her)
verwirklicht?
Ist Kapitalismus als Antrieb menschlicher Kreativität der
Stein der Weisen?
Kann es ein Fortschritt sein, wenn wir Negersklaven durch
chinesische Wanderarbeiter ersetzen, damit wir uns einen Arsch anfressen können
den wir dann dank Psychopharmaka ignorieren können? Funktioniert menschliche
Entwicklung derart?
Wenn es wirklich „um Weitsicht, um Urteilskraft im Blick auf
die ungewollten, zugleich aber immer möglichen (in meinen Augen existenten)
Folgewirkungen“ geht müssen viele `Goldene Kälber` ab in die Tonne. Frag mal
deinen Arzt oder den Apotheker.
Wenn Enzensberger vom “Wasser im Ballsaal“ spricht, hast du
wohl schon Gummistiefel an?